• John Hawkins

  • Place of Dispatch: Rom · Date: 22.04.1788
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Hawkins, John
  • Recipient: Werner, Abraham Gottlob
  • Place of Dispatch: Rom
  • Date: 22.04.1788
    Manuscript
  • Provider: Universitätsbibliothek "Georg Agricola" der Technischen Universität Bergakademie Freiberg
  • Classification Number: Nachlass Abraham Gottlob Werner, Band VI (F) S. 11-12
  • Incipit: „[1] Diesen braunen mit Pechrauch angestrichenen Bogen schrieb ich wahrend dass ich in dem Lazaret zu Messina Quarantain entrichtete.
    da ich [...]“
    Language
  • German
[1] Diesen braunen mit Pechrauch angestrichenen Bogen schrieb ich wahrend dass ich in dem Lazaret zu Messina Quarantain entrichtete.
da ich deisen Brief schon ueber 6 Wochen bey mir behalten habe, wachst neuer Stuff zur Unterhaltung an, wovon das folgende.
Am 22
ten Februar langte ich erst in Neapel an, wo ich 4 Tage nachher ganz zufallig & unerwartet meinen Freund Zimmermann aus Braunschweig antraf. Den 29ten des nehmlichen Monaths machte ich in seiner und der Gesellschaft des Herrn Abbt Forlis, eine Nebenreise nach Molfetta in der Provinz Bari um dor das neu entdeckte dortige Salpeterwerk zu besehen.
Eine naturliche Merkwurdigkeit diese die meine Erwartung noch uebertraff.
Bald werden Sie eine Beschreibung davon in dem Journal de Rozier von Zimmermann sehen. _ Seit dem 19ten Marz bin ich hier gewesen, wo ich denn mit Besichtigung der Alterthumer & Kunstwerke ziemlich aufgenommen bin. Indess wird die Mineralogie nicht zur Seite gestellt, ich sammle fleissig die Steinarten der Alten die man hier in einer so grossen menge unter den Ruinen antrifft
Allerdings
werdenwird diese Sammlung viel zur Erklarung des Plinius beytragen und davon sollen Sie Ihren Theil bekommen. Nur lassen Sie mich erfahren an wem ich sie zu Hamburg addressiren muss. Ich habe hier die Bekannschaft des Herrn Dolomieu gemacht der ganz gewiss ein man von Geist und Kenntnissen ist und dazu einen ungemeinen Eifer fur die Mineralogie ueberhaupt hat, doch aber meines Erachtens zu sehr bey seinen eigenen Meynungen beharret und zu fluchtig & leichtsinnig in seinen Beobachtungen ist. Ausserdem will er alles durch eigene originale Hypothese aufklaren., Er will der Natur in alles nachspuren die Ursache von allen Phænomenen angeben; kurz er will in irgend einer Sache mehr sehen als ein anderer kalt sinniger Beobachter darinn siehet, und mehrere Folgerungen aus irgend einem beobachteten Phænomen ziehen als einem andern je eingefallen ist.
Ich sehe nicht wie man auf diese Art grosse Fortschritte in dem Naturgeschichte der Fossilien und in der Lehre von Gebirgen machen kann.: oder warum man nicht in beyden vielmehr zuruckgehen werde. Dem ungeachtet hat kein Mineralog bishero so gut
aufueber die vulkanische Gebirge geschrieben als Dolomieu, und ich empfehele Ihnen zum Lesen seine Observations mineralogiques sur les isles Ponces, die jetzt eben herauskommt.
Mein bester Freund in Rome ist der Pater Petrini Assessor und Lehrer der Mineralogie bey'm Collegio Nazareno, ein guter alter [2] der sehr eifrig die Mineralogie treibt der aber zu wenig praktische und philosophische kenntnisse besitzt. Das Kabinet des Collegiums worueber er die Aufsicht hat ist noch sehr unvollkommen und die Eintheilung fehlerhaft, er hat schon vieles nach meinem Rathe geandert. Eben jetzt lasse ich ihm den ersten Theil Ihrer Abhandlung ueber die aussee Kennzeichen durch einen Teutschen uebersetzen  Es ist erstaunend was fuer eine Menge edeln und halbedelen Steinarten man bey den hiesigen Antiquarien und Steinschneidern findet. Dolomieu behauptet dass ausserst wenige davon wirklich Antik sind,
Im Gegentheil
ich glaube ich dass ausserst wenige davon moderne sind. Zum Beyspiel mag wohl der Lapis Lazuli den man hier an allen Kirchen bey allen Antiquarien & Steinschneidern in einer erstaunlichen Menge antrifft, Ich habe nur wenig davon zu Constantinople gesehen. Plinius redet allerdings davon unter dem Nahmen Cyanos.
Zu Neapel habe ich eine Sammlung edler Steine aus Constantinople die fur Sie bestimmt sind, darinn werden Sie herrliche Topazen finden. Schreiben Sie mir doch bald und wenn es nur möglich wäre schicken Sie mir Ihren Brief an Kirwan
s.
Wie geht es mit Ihren vortrefflichen Unternehmungen
Alle
s die Erfahrungen und Beobachtungen die ich gesammelt habe stehen Ihnen zu Dienste.
Als eine englische Neuigkeit melde ich nur an dass alle unsere reiche Kupferbergwerke in Cornwallis durch den einzigen Kupfer bergwerk oder vielmehr Kupfer gebirg in Anglesea endl[ich] völlig zu Grunde gerichtet sind, und 20 000 Bergleute um ihr Brodt kommen, wodurch denn die Graafschaft unendlich leidet und ich und alle meine Landsleute einbussen mussen.
Behalten Sie das Model bis ich nach England zuruck gehe und vergessen Sie nicht das Mss ueber das Zinn schmelzen bereit zu halten. Machen Sie meine beste Empfehlungen an den Herrn & Frau von Heiniz Charpentier Ranff Tischler General & Frau, Mayor & Frau, Malherbe Watzdorff & Frau & mein Taufkind Telpe Gellert Zeisig Klot
zsch, Lempe Oberstollfactor & Bruder Thiele, Gutschmidt Schubart. Mende Siegart & besonders Peschel.
Ich bin
Ihr getreuer Freund
J Hawkins
au College Nazarene
April 22
d. 1788.
[1] Diesen braunen mit Pechrauch angestrichenen Bogen schrieb ich wahrend dass ich in dem Lazaret zu Messina Quarantain entrichtete.
da ich deisen Brief schon ueber 6 Wochen bey mir behalten habe, wachst neuer Stuff zur Unterhaltung an, wovon das folgende.
Am 22
ten Februar langte ich erst in Neapel an, wo ich 4 Tage nachher ganz zufallig & unerwartet meinen Freund Zimmermann aus Braunschweig antraf. Den 29ten des nehmlichen Monaths machte ich in seiner und der Gesellschaft des Herrn Abbt Forlis, eine Nebenreise nach Molfetta in der Provinz Bari um dor das neu entdeckte dortige Salpeterwerk zu besehen.
Eine naturliche Merkwurdigkeit diese die meine Erwartung noch uebertraff.
Bald werden Sie eine Beschreibung davon in dem Journal de Rozier von Zimmermann sehen. _ Seit dem 19ten Marz bin ich hier gewesen, wo ich denn mit Besichtigung der Alterthumer & Kunstwerke ziemlich aufgenommen bin. Indess wird die Mineralogie nicht zur Seite gestellt, ich sammle fleissig die Steinarten der Alten die man hier in einer so grossen menge unter den Ruinen antrifft
Allerdings
werdenwird diese Sammlung viel zur Erklarung des Plinius beytragen und davon sollen Sie Ihren Theil bekommen. Nur lassen Sie mich erfahren an wem ich sie zu Hamburg addressiren muss. Ich habe hier die Bekannschaft des Herrn Dolomieu gemacht der ganz gewiss ein man von Geist und Kenntnissen ist und dazu einen ungemeinen Eifer fur die Mineralogie ueberhaupt hat, doch aber meines Erachtens zu sehr bey seinen eigenen Meynungen beharret und zu fluchtig & leichtsinnig in seinen Beobachtungen ist. Ausserdem will er alles durch eigene originale Hypothese aufklaren., Er will der Natur in alles nachspuren die Ursache von allen Phænomenen angeben; kurz er will in irgend einer Sache mehr sehen als ein anderer kalt sinniger Beobachter darinn siehet, und mehrere Folgerungen aus irgend einem beobachteten Phænomen ziehen als einem andern je eingefallen ist.
Ich sehe nicht wie man auf diese Art grosse Fortschritte in dem Naturgeschichte der Fossilien und in der Lehre von Gebirgen machen kann.: oder warum man nicht in beyden vielmehr zuruckgehen werde. Dem ungeachtet hat kein Mineralog bishero so gut
aufueber die vulkanische Gebirge geschrieben als Dolomieu, und ich empfehele Ihnen zum Lesen seine Observations mineralogiques sur les isles Ponces, die jetzt eben herauskommt.
Mein bester Freund in Rome ist der Pater Petrini Assessor und Lehrer der Mineralogie bey'm Collegio Nazareno, ein guter alter [2] der sehr eifrig die Mineralogie treibt der aber zu wenig praktische und philosophische kenntnisse besitzt. Das Kabinet des Collegiums worueber er die Aufsicht hat ist noch sehr unvollkommen und die Eintheilung fehlerhaft, er hat schon vieles nach meinem Rathe geandert. Eben jetzt lasse ich ihm den ersten Theil Ihrer Abhandlung ueber die aussee Kennzeichen durch einen Teutschen uebersetzen  Es ist erstaunend was fuer eine Menge edeln und halbedelen Steinarten man bey den hiesigen Antiquarien und Steinschneidern findet. Dolomieu behauptet dass ausserst wenige davon wirklich Antik sind,
Im Gegentheil
ich glaube ich dass ausserst wenige davon moderne sind. Zum Beyspiel mag wohl der Lapis Lazuli den man hier an allen Kirchen bey allen Antiquarien & Steinschneidern in einer erstaunlichen Menge antrifft, Ich habe nur wenig davon zu Constantinople gesehen. Plinius redet allerdings davon unter dem Nahmen Cyanos.
Zu Neapel habe ich eine Sammlung edler Steine aus Constantinople die fur Sie bestimmt sind, darinn werden Sie herrliche Topazen finden. Schreiben Sie mir doch bald und wenn es nur möglich wäre schicken Sie mir Ihren Brief an Kirwan
s.
Wie geht es mit Ihren vortrefflichen Unternehmungen
Alle
s die Erfahrungen und Beobachtungen die ich gesammelt habe stehen Ihnen zu Dienste.
Als eine englische Neuigkeit melde ich nur an dass alle unsere reiche Kupferbergwerke in Cornwallis durch den einzigen Kupfer bergwerk oder vielmehr Kupfer gebirg in Anglesea endl[ich] völlig zu Grunde gerichtet sind, und 20 000 Bergleute um ihr Brodt kommen, wodurch denn die Graafschaft unendlich leidet und ich und alle meine Landsleute einbussen mussen.
Behalten Sie das Model bis ich nach England zuruck gehe und vergessen Sie nicht das Mss ueber das Zinn schmelzen bereit zu halten. Machen Sie meine beste Empfehlungen an den Herrn & Frau von Heiniz Charpentier Ranff Tischler General & Frau, Mayor & Frau, Malherbe Watzdorff & Frau & mein Taufkind Telpe Gellert Zeisig Klot
zsch, Lempe Oberstollfactor & Bruder Thiele, Gutschmidt Schubart. Mende Siegart & besonders Peschel.
Ich bin
Ihr getreuer Freund
J Hawkins
au College Nazarene
April 22
d. 1788.
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