[1] Mein wurdiger Freund!
Ich denke dass wir uns wechselweise einer ziemlichen Nachlassigkeit beschuldigen und dass wir beyde Recht haben. Auf welcher Seite der letzt=empfangene Brief liegt, hat nichts zu bedeuten, das reicht nicht zur Entschuldigung des ander'n hin.
Doch liegt es mir zu sehr am Herze Ihre Freundschaft zu erhalten um nicht alle mogliche Ursache meines langen Stillschweigens hier anzufuhren.
Erstlich war ich kurz nach meiner Ruckkunft zu sehr mit Parliaments =wahlen aufgenommen um die Erinnerung an meine auswartige Freunde stets beyzubehalten. Hernach bedurften meine eigene Geschäfte meine Zeit und Aufmerksamkeit. Endlich bin ich seit mehr als einem Jahre mit der nöthigen Ausrustung zu einer sehr entf =ernten Reise beschaftigt worden, und dennoch war ich so unbest =immt in Ansehung des Plans und der Zeit dass ich Ihnen keine mögliche Auskunft davor geben könnte.
In der That zielte dieser Reise=Plan auf WeltGegende wo die Pest Wuthete und noch wuthet, zugleich musste ich ihn nach der Bequemlichkeit eines Reise-Gefahrten einrichten. Bis vor 10 Tagen wusste ich nicht um welche Zeit ich die Abreise bestimmen könnte noch dass ich Zeit haben wurde ein Winter vorher mit Ihnen in Freyberg zuzubringen.
Ich gedenke diese Reise nach Freyberg am Ende Augusti anzutreten Vergnugt werde ich nicht wenig seyn Sie und meine uebrige dortige Freunde zu umarmen. doch macht das nicht den Hauptgegenstand meiner Reise dahin aus. Ich bedarf noch sehr vieler Belehrung in allen den mineralogischen Doctrinen und besonders in der Geognosie, und ich verlange sehr die Gelegenheit Ihnen eine Menge Beobachtungen & Erfahrungen die ich in so vielen Welt theilen gesammelt habe, theils zur Berichtigung theils zur Bestätigung vorzulegen.
In Ansehung meiner mineralogischen Geographie Griechenlandes werde ich Wort halten und alles Ihnen in die Hände geben das ich gesammelt und ausgearbeitet habe.
Ueber die mineralogische Geographie Gross Brittanniens werde ich auch etwas mitbringen, besonders was die Naturgeschichte des Basalts anbetrifft.
[2]
Ich war wirklich bereit Ihnen meine Erfahrungen ueber die Cornwallische Gange zur Bestättigung Ihrer Theorie zu ueberschickken da ich die Heraus gebung Ihrer Abhandlung darüber vernahm. Ich habe noch nicht diese Abhandlung erhalten konnen, doch eine sehr seichte schiefe Recension davon in der Litteratur=Zeitung gelesen. Ich bin eitel genug zuglauben dass ich einige ganz neue Erafhrungen ueber die Gänge gemacht habe.
Ich enthalte mich jetzt von der Auseinandersetzung einiger grosser mineralogische Plane die ich aus Eifer fur die Wissenschaft entworfen habe, Sie werden reichlicher Stoff zur kunftigen Unterhaltung in Freyberg werden.
Zur mineralogischen Geografie meines Vaterlandes habe ich schon Anlage gemacht. Sagen Sie dem Herrn Kohler und dem Hr Hoffmann dass ich für nothig finde eine Commentatur ueber die Eversmannische Nachricht von dem Cornwallischen Bergbau zu geben.
Fur den kunftigen Band der Bergbaukunde habe ich einige Memoire wovon eine ueber die in Umtrieb stehende Bergwerke in der Turkei werde ich Ihnen erst vorlegen.
Schon durch Pennant ueberschickkte ich Ihnen einige Modelle von den Maclen und einige christallizirte Diamante, auch liess ich Ihnen durch den Hofrath Zimmermann aus Braunschweig einige Kupferstiche und Landkarte zukommen, endlich vor einigen Monatheen schickte ich Ihnen ueber Braunschweig Borlases Naturgeschichte Cornwallis, ein numehro selten gewordenes Werk.
Folgende kleine Geschenke gedenke ich mitzubringen, einige auserlesene Landkarten, Die Haüyÿische Christall Modelle, Einige Edelsteine. &c
Den ersten Theil Ihres Verzeichnisses des Pabst: Min: Kabinets habe ich Auch den größten Thil des Bergm: Journals, nur bedaure ich dass ich die Stucke so spät und unregelmassig erhalten habe: daher war es mir unmoglich meinen Anhang zur oben gedachten Eversmannischin Beschreib =ung in guter Zeit hinzureichen. Ihre Abhandlung ueber die Chrysolithe war mir ausserst willkommen indem es so vollig mit meiner eigenen Meinung daruber einstimmte. Eine Nachricht von der sogenannten Schmaragd=Insel und Grube im Rothen Meere in Bruces Reisen' wird vielleicht die beste Antwort auf Ihren an mich gerichteten Antrag geben denn schon Plinius gibt diesen Geburtsort an und sonst weiss ich nicht wo diese Edelsteine herkommen. Dieser sogenannter Chrysolith aber wahrer Topaz der Alten wiegt hydrostatisch 3.43.
Am Ende des kunftigen Monaths werde ich Ihnen eine vollstandige Sammlung der Griechischen Gebirgsarten, eine dergleichen von den Neapolitanischen volkanischen eine kleine von den Schottischen Whin
[3]
=steine oder Trapp Arten und einige ausgesuchte Cornwallische Stufen, wohl eingepackt in Kisten ueber Hamburg hinzuschickken. Melden Sie mir nur erst an, ob Sie irgend einen Correspondent dort haben an den Sie sie lieber wollen schickken lassen
Die inliegende Anweisung auf die Herrn Gebrudern Reichenbach in Leipzig die Valuta von 50 £ betragend belieben Sie als Geschenk und Beweiss meiner Freundschaft anzunehmen. Ich vernahm kurz =lich von dem Herrn Barker dass Sie willens waren diesen Sommer eine Reise nach der Schweiz zu machen und es fiel mir sogleich ein dass ich wohl etwas dazu beytragen könnte und möchte.
Eine Gefalligkeit muss ich ausbitten, dass Sie mir gleich einige wenige Zeile schreiben und zwar am nehmlichen Tage da Sie meinen Brief empfangen, nur 10 Zeile erwarte ich denn alles Geschwätz mussen wir auf unsere Zusammenkunft aufscheiben. Ich verlange nur zu wissen ob Sie die obengedachte Sache erhalten haben
Ob Sie in guter Gesundheit sind und ob Sie willens sind mir beynahe Ihre ganze Zeit den kunftigen Winter zu widmen, Denn sonst aendere ich meinen Plan und anstadt Freyberg zu besuchen, gehe ich gerade von hier nach Syrien & Egypten wo alle meine Reise Plane jetzt hinzielen.
Machen Sie meine beste Empfehlungen an alle meine Freunde, besonders an den Herrn Kammerrath & Frau an den Herrn Leutenant Ranf and den wurdigen Zeisig an den Herrn Rittmeister von Watzdorf and Telpe, Dr Peschel, Bergr Charpentier & Frau, Herr Thiele, Bergr Gellert, &ccc cc.
Im Falle der Herr Baader noch willens sey vor dem Herbst England zu besuchen werde ich froh seyn ihm alle mögliche Dienste zu leisten. Sagen Sie dem Herrn Secret: Kohler dass er die uebrige Stucke des Journals bis zu meiner Ankunft in Freyberg beybehalte. Mein Kunst Model ist hoffentlich noch bey Ihnen.
Nun Leben Sie wohl mein Freund und halten Sie mich
Zur Ehre Ihnen ergebenen
JHawkins
London May 26th 1792.
Meine Adresse hier
J: Hawkins Esqr
Chandos Street N°5.
viâ Amsterdam Cavendish Square
London
[4]
an den Herrn
Akademie Inspektor Werner
zu Freyberg
im Erzgebirge
Sachsen
viâ Amsterdam Allemagne
Ich denke dass wir uns wechselweise einer ziemlichen Nachlassigkeit beschuldigen und dass wir beyde Recht haben. Auf welcher Seite der letzt=empfangene Brief liegt, hat nichts zu bedeuten, das reicht nicht zur Entschuldigung des ander'n hin.
Doch liegt es mir zu sehr am Herze Ihre Freundschaft zu erhalten um nicht alle mogliche Ursache meines langen Stillschweigens hier anzufuhren.
Erstlich war ich kurz nach meiner Ruckkunft zu sehr mit Parliaments =wahlen aufgenommen um die Erinnerung an meine auswartige Freunde stets beyzubehalten. Hernach bedurften meine eigene Geschäfte meine Zeit und Aufmerksamkeit. Endlich bin ich seit mehr als einem Jahre mit der nöthigen Ausrustung zu einer sehr entf =ernten Reise beschaftigt worden, und dennoch war ich so unbest =immt in Ansehung des Plans und der Zeit dass ich Ihnen keine mögliche Auskunft davor geben könnte.
In der That zielte dieser Reise=Plan auf WeltGegende wo die Pest Wuthete und noch wuthet, zugleich musste ich ihn nach der Bequemlichkeit eines Reise-Gefahrten einrichten. Bis vor 10 Tagen wusste ich nicht um welche Zeit ich die Abreise bestimmen könnte noch dass ich Zeit haben wurde ein Winter vorher mit Ihnen in Freyberg zuzubringen.
Ich gedenke diese Reise nach Freyberg am Ende Augusti anzutreten Vergnugt werde ich nicht wenig seyn Sie und meine uebrige dortige Freunde zu umarmen. doch macht das nicht den Hauptgegenstand meiner Reise dahin aus. Ich bedarf noch sehr vieler Belehrung in allen den mineralogischen Doctrinen und besonders in der Geognosie, und ich verlange sehr die Gelegenheit Ihnen eine Menge Beobachtungen & Erfahrungen die ich in so vielen Welt theilen gesammelt habe, theils zur Berichtigung theils zur Bestätigung vorzulegen.
In Ansehung meiner mineralogischen Geographie Griechenlandes werde ich Wort halten und alles Ihnen in die Hände geben das ich gesammelt und ausgearbeitet habe.
Ueber die mineralogische Geographie Gross Brittanniens werde ich auch etwas mitbringen, besonders was die Naturgeschichte des Basalts anbetrifft.
[2]
Ich war wirklich bereit Ihnen meine Erfahrungen ueber die Cornwallische Gange zur Bestättigung Ihrer Theorie zu ueberschickken da ich die Heraus gebung Ihrer Abhandlung darüber vernahm. Ich habe noch nicht diese Abhandlung erhalten konnen, doch eine sehr seichte schiefe Recension davon in der Litteratur=Zeitung gelesen. Ich bin eitel genug zuglauben dass ich einige ganz neue Erafhrungen ueber die Gänge gemacht habe.
Ich enthalte mich jetzt von der Auseinandersetzung einiger grosser mineralogische Plane die ich aus Eifer fur die Wissenschaft entworfen habe, Sie werden reichlicher Stoff zur kunftigen Unterhaltung in Freyberg werden.
Zur mineralogischen Geografie meines Vaterlandes habe ich schon Anlage gemacht. Sagen Sie dem Herrn Kohler und dem Hr Hoffmann dass ich für nothig finde eine Commentatur ueber die Eversmannische Nachricht von dem Cornwallischen Bergbau zu geben.
Fur den kunftigen Band der Bergbaukunde habe ich einige Memoire wovon eine ueber die in Umtrieb stehende Bergwerke in der Turkei werde ich Ihnen erst vorlegen.
Schon durch Pennant ueberschickkte ich Ihnen einige Modelle von den Maclen und einige christallizirte Diamante, auch liess ich Ihnen durch den Hofrath Zimmermann aus Braunschweig einige Kupferstiche und Landkarte zukommen, endlich vor einigen Monatheen schickte ich Ihnen ueber Braunschweig Borlases Naturgeschichte Cornwallis, ein numehro selten gewordenes Werk.
Folgende kleine Geschenke gedenke ich mitzubringen, einige auserlesene Landkarten, Die Haüyÿische Christall Modelle, Einige Edelsteine. &c
Den ersten Theil Ihres Verzeichnisses des Pabst: Min: Kabinets habe ich Auch den größten Thil des Bergm: Journals, nur bedaure ich dass ich die Stucke so spät und unregelmassig erhalten habe: daher war es mir unmoglich meinen Anhang zur oben gedachten Eversmannischin Beschreib =ung in guter Zeit hinzureichen. Ihre Abhandlung ueber die Chrysolithe war mir ausserst willkommen indem es so vollig mit meiner eigenen Meinung daruber einstimmte. Eine Nachricht von der sogenannten Schmaragd=Insel und Grube im Rothen Meere in Bruces Reisen' wird vielleicht die beste Antwort auf Ihren an mich gerichteten Antrag geben denn schon Plinius gibt diesen Geburtsort an und sonst weiss ich nicht wo diese Edelsteine herkommen. Dieser sogenannter Chrysolith aber wahrer Topaz der Alten wiegt hydrostatisch 3.43.
Am Ende des kunftigen Monaths werde ich Ihnen eine vollstandige Sammlung der Griechischen Gebirgsarten, eine dergleichen von den Neapolitanischen volkanischen eine kleine von den Schottischen Whin
[3]
=steine oder Trapp Arten und einige ausgesuchte Cornwallische Stufen, wohl eingepackt in Kisten ueber Hamburg hinzuschickken. Melden Sie mir nur erst an, ob Sie irgend einen Correspondent dort haben an den Sie sie lieber wollen schickken lassen
Die inliegende Anweisung auf die Herrn Gebrudern Reichenbach in Leipzig die Valuta von 50 £ betragend belieben Sie als Geschenk und Beweiss meiner Freundschaft anzunehmen. Ich vernahm kurz =lich von dem Herrn Barker dass Sie willens waren diesen Sommer eine Reise nach der Schweiz zu machen und es fiel mir sogleich ein dass ich wohl etwas dazu beytragen könnte und möchte.
Eine Gefalligkeit muss ich ausbitten, dass Sie mir gleich einige wenige Zeile schreiben und zwar am nehmlichen Tage da Sie meinen Brief empfangen, nur 10 Zeile erwarte ich denn alles Geschwätz mussen wir auf unsere Zusammenkunft aufscheiben. Ich verlange nur zu wissen ob Sie die obengedachte Sache erhalten haben
Ob Sie in guter Gesundheit sind und ob Sie willens sind mir beynahe Ihre ganze Zeit den kunftigen Winter zu widmen, Denn sonst aendere ich meinen Plan und anstadt Freyberg zu besuchen, gehe ich gerade von hier nach Syrien & Egypten wo alle meine Reise Plane jetzt hinzielen.
Machen Sie meine beste Empfehlungen an alle meine Freunde, besonders an den Herrn Kammerrath & Frau an den Herrn Leutenant Ranf and den wurdigen Zeisig an den Herrn Rittmeister von Watzdorf and Telpe, Dr Peschel, Bergr Charpentier & Frau, Herr Thiele, Bergr Gellert, &ccc cc.
Im Falle der Herr Baader noch willens sey vor dem Herbst England zu besuchen werde ich froh seyn ihm alle mögliche Dienste zu leisten. Sagen Sie dem Herrn Secret: Kohler dass er die uebrige Stucke des Journals bis zu meiner Ankunft in Freyberg beybehalte. Mein Kunst Model ist hoffentlich noch bey Ihnen.
Nun Leben Sie wohl mein Freund und halten Sie mich
Zur Ehre Ihnen ergebenen
JHawkins
London May 26th 1792.
Meine Adresse hier
J: Hawkins Esqr
Chandos Street N°5.
viâ Amsterdam Cavendish Square
London
[4]
an den Herrn
Akademie Inspektor Werner
zu Freyberg
im Erzgebirge
Sachsen
viâ Amsterdam Allemagne