• John Hawkins

  • Place of Dispatch: Unknown · Date: Unknown
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Hawkins, John
  • Recipient: Werner, Abraham Gottlob
  • Place of Dispatch: Unknown
  • Date: Unknown
    Manuscript
  • Provider: Universitätsbibliothek "Georg Agricola" der Technischen Universität Bergakademie Freiberg
  • Classification Number: Nachlass Abraham Gottlob Werner, Band VI (F) S. 103-108
  • Incipit: „[1] Bester Freund!
    Ich schrieb Ihnen meinen lezten Brief von Athen aus, und traute dessen Fortschikkung dem Brittischen Gesandten in Constantinopel [...]“
    Language
  • German
[1] Bester Freund!
Ich schrieb Ihnen meinen lezten Brief von Athen aus, und traute dessen Fortschikkung dem Brittischen Gesandten in Constantinopel an. Darinne beschrieb ich Ihnen im Kurzen meine bisherigedahinnige Reise im türkischen Reiche
Es liegt mir nunmehro ab Ihnen meine seitherige Reise mitzutheilen. UndIch mache von Athen aus den Anfang zu machen. Nachdem wir die Gebirge Hymet und Pentalion und das berühmte Feld von Marathon besehen hatten, mie= theten wir uns eine kleine gewöhnliche Feluke und setzten unsere Reise nach Salonika weiter fort. Um nun die alten Atheniensischen Bergwerke zu besuchen ging ich nach Capo Colonni zu Pferde, wo ich das Fahrzeug der vorherigen Bestellung gemäs antraf. Zwischen den Gebirge Laureum und Capo Colonni fand ich sehr viele und beträchtliche Schlakken= haufen und viele fast vertilgte Züge von Gruben, aber nur auf der Morgen Küste entdeckte ich Spuren von Bleyglanz und wirklichen Gängen.
Die Kürze eines Briefes nöthigt mich, jezt Sie jezt an meine künftige zu erhaltenden geo= logische Beschreibungen zu verweisen; nur will ich hier noch hin zusetzen, daß die Gebirgsart, worinne diese Gruben und Gänge sich befinden, ist wahrer älter Glimmerschiefer ist. Laureum liegt so ziemlich halbweg zwischen Hymett und dem Vorgebirge Colonni. Von der Stadt Negro= pont machten wir eine Nebenreise nach dem höchsten Gebirge das in der Mitte der Insel liegt. Es gelang mir doch nicht auf dieser Reise die Lage der alten Bergwerke anzutreffen, da wir aber uns aber wieder uns einschifften, und die abendseitige Küste der Insel vorbei segel= ten, erblikte ich sehr deutlich viele große Halden auf einer Ebene unweit der Küste, die wahrscheinlich das lelantische Feld war. Von Negropont gingen wir nach Monte Santo. Ich stieg dort auf das Gebirge Athos, das doch weder dem Parnasß noch Delphi in Negropont in der Höhe gleicht. Der größte Theil dieser Halbinsel besteht aus _ _ _ _ was denken sSie _ _ _ _gGneis, wovon ich Ihnen Beweise genug zuschik= ken werde. Von Salonica machte ich eine Nebenreise von sechs Tagen um das berühmte Silberbergwerk zu Siderocapsa zu bese= hen. Dort arbeiten 150. Griechen unter der Aufführung zweyer Herren Pastoren. Da nun beide geistliche Bergmeister eben krank lagen, so mußte ich ohne Beyhüelfe und allein alles ausforschen. noch dazu nNehmen sSie nun noch dazu meine Unwissenheit der griechischen Berg= [2] sprache und die Furcht vofür dem Argwohne der Türken, die mir nicht er= laubten diesen merkwürdigen Flek so genau zu untersuchen, wie ich wünschte. So viel als ich sehen köonnte arbeitet man dort auf einem ungeheuren Erzlager oder Flötze. Dieses ist ein ziemlich gleichartiger Körper der aus Bleiglanze, SchwarzerBlende, Eisen Kiese und Braun= spate bestehet. Doch von allen den Siderocapsischen Erzen sollen sie einmal Stükke bekommen. Meine Beschreibung von diesem Bergwerke wird Ihnen die Kindheit der Bergwerks Kunde darstellen. Spuren der Arbeiten der Alten sind dort noch häufig vorhanden, nicht minder zu Philippi und auf der Insel Thaso. Die Reise nach dem ersten Ort war damals mit zu vieler Gefahr verknüpft: da 3. türkische Aga, die über die dortigen Distrikte befehlen, einen offenen Krieg mit ein= ander führten. zZu eben der Zeit ward auch ein Reisender dort ermordet. Ich nahm 3. Jennisaren auf dieser Reise mit, un den nehmlichen Tag , daals ich sie anfing, und auf der nehmlichen Straße ward ein Kauf= man aus Salonica durch türkische Räuber umgebracht. Ich versuchte nochmals eine Ueberreise nach dem Olymp zu machen, doch schlug dieses Vorhaben fehl. Zu Salonica ging unsere Gesellschaft aus einander, die Herrn Sibthorp und Immrie kehrten nach Corinth und Patras zurück. Ich setzte meine Reise weiter nach Smyrna fort, wo ich mich 14. Tage aufhielte und besuchte indessen ein alt verlassenes Silber= bergwerk zu Ninfie ohnweit Smyrna. Nun aber da die böse Jahrzeit anrükte miethete ich eine gewöhnliche Felucka um Ephesus, Santorin und die übrigen Inseln des Archipels zu besuchen. Und erstlich besah ich die Ruinen der alten Stadt Ephesus und Traff die Ueberbleibsel des Tem= pels vonb Dian an, wiewohl Chandler und Choiseul beide diesen Ort ve[r]mißt haben. Von Scala Nova besuchte ich Samos, Miconor, Dili, Na= kia,Paros, Antiparos, Santorino, Siphnos, Milos und landete den 3ten November auf den Isthmus von Corinth wo ich zum Glücke auf der Ge= genseite einen Zantiotischen Bothe stand und sogleich nach Patras und Zante fort rükte.
Fast alle die Inseln und Hauptörter noch ihre alte Erinnerungen zur Schande der heutigen Erdbeschreibung sind fast alle diese verwech [3] selt und verschrieben. Auf den zwei merkwürdigsten Flekken im ganzen Morgenlande Santorin und Milos hielte ich mich auf den ersten 8. Tage auf den lezten 3. Tage auf.
In dieser Zeit zu Santorin die freylich nicht hinlänglich war um alles genau zu untersuchen wie ich wünschte, entwarf ich eine Karte dieser Insel und den benachbarten kleinern machte Zeich= nungen davon und eine Sammlung von Ihren Gesteinarten. Nicht allein der neue Kameni, sondern der kleine und große Kameni der Insel Therasia und beinahe der ganze Santorin sind von volkanischen Ursprun= ge. Wenn man erst dazwischen herumfährt wir man mit einer Aussicht überrascht die Schauer wirkt. Stellen Sie sich einen Kreisför= migen Meerbusen vor, dessen eine Hälfte mit dem Ufer von Santo= rin eingeschlossen, die andere Hälfte theils offen, theils durch die Insel Therasia bezeichnet ist. Diese Ufer herum sind durchaus steil fast seiger und von einer ungemeinen Höhe, Ihre Höhe, ihre schwarze Farbe und unten das dunkelblaue Wasser bringen eine Wirkung hervor die über alles erhaben aber fürchterlich ist. Will man landen man sieht vergebens herum um einen Zugangsort, so steil und steigbar sieht alles aus. Nur an einen Ort allein haben die Fleis und die Be= dürfniße einen engen Fußsteig Zigzag die Klippe hinauf ausge= hauen. Dieser Pfad führt zu die drei Hauptstädte die gerade am Gippel und Rande des steilen Ufers gebaut worden sind. In der That eine so sonderbare Lage wird man schwerlich wieder in der ganzen Welt finden. Auf einer Seite liegen die Häuser am Rande eines ent= setzlichen Abgrunds auf der andern in einer Lage von Bimstein ein= gehauen und gleichsam begraben.
Dort hat man gemeiniglich den höchsten Punkt erreicht, denn von dort fällt das Land sanft und allmählich den gegenseitigen äußern Ufer zu.
In der Mitte dieses Meerbusens liegen die drei Kameni Inseln davon die neue und die kleine, und ziemlich regelmäsige Schlunde oder Kratern haben die doch kleiner sind. Die Tiefe des Wassers stimt mit der Höhe des Landes überein. Die Seigerhöhe der Klippe von Merovili stand ich zu ungefehr 280. Cachter [4] unten im Meerbusen nicht weit vom lande stand ich über 200. Cachter. Meine Beschreibung dieses Flecks macht einen Theil meiner sämtlichen geologischen Bemerkungen über Griechenland. Doch leider verlohr ich zu Salonica meinen Journal worinn alles was den Geologen der Insel Ypern betrif[ft] aufgezeichnet war, wovon einen Theil muß den Gedächtniße wieder zustatten.
Meine Sammlung der Berg und Steinarten ist sehr angewachsen.
Eine schöne Entdeckung auf diese Art die ich gemacht habe darf ich wohl nicht einen Brief zutrauen. Noch erwarte ich einige Nach= richten von meinen Freunden, und vorzüglich von unsern Gesandten zu Constantinopel die Armenische Bergwerke betreffend.
Das Vocabularium der neugriechischen Fossiliennahmen ist sehr gering, fast alle die alten Nahmen sind verlohren gegangen, und die neuen machen nicht eine Zahl von 50. aus. Zu Zante untersuch[te] ich zweimal die Pechbrunne. Ich entdeckte auf diesem den Porus des Plinius der jetzt Pi 8 Rho iota mit Akut heißt.
Nun sagen Sie mir wo finden Sie Erwähnung von Siderocapse? Man sagt dort daß er erst vor 80. Jahren aufgenommen worden ist.
Zu Siphno entdekte ich nichts als eine neue Gebirgsart, da ich mich dort nur einen Tag aufhielte und schlechte argwöhnische Leute da antraf.
Endlich werthester Freund! frage ich ob Sie noch auf Ihrem großen Werke arbeiten! Es liegt mir sehr am Herzen, zugleich alles was aus ihrem Kirn hervorkommt, da die Erfahrung und Ueberlegung jedes Tages überzeugt mir, daß Sie allein unter allen andern so genanten Minera logen im Stande sind, diese Wissenschaft zu schöpfen. Ich weis w[as] für eine Hindernis Ihre Gesundheit ist, daher müssen Sie sich nicht zu sehr auf einmal mit der Arbeit angreifen, und lassen Sie nicht die äusseren gegenstände Sie so sehr kränken, ich meine die Wiederwärtigkeiten d[ie] Ihnen kleine neidische und niederträchtige Geister vorlegen mögen.
Wenn ein Reisender die [5] Diesen brauen mit Pechrauch angestrichenen Bogen schrieb ich während ich in dem
Da ich diesen Brief schon über sechs Wochen bei mir behalten habe, wächst neuer Stoff zur Unterhaltung an, wovon das folgende.
Am 22.ten Februars langte ich erst Neapel an, wo ich 4. Tage
nachher ganz zufällig und unerwartet meinen Freund Zimmermann aus Braunschweig antraf. Den 29.ten des nehmlichen Monats machte ich in seiner und der Gesellschaft des Herrn Abbt. Forlis, eine Nebenreise nach Molfetta in der Provinz Bari um das neu entdeckte Salpeterwerk zu besehen. Eine natürliche Merkwürdigkeit die meine Erwartung noch übertraf. Bald werden Sie eine Beschreibung davon in dem Journal dr Rezini von Zimmermann sehen. _ Seit dem 19. Marz bin ich hier gewesen, wo ich denn mit Besichtigung der Alter= thümer und Kunstwerke ziemlich aufgenommen bin. Indess wird die Mineralogie nicht zur Seite gesetzt, ich sammle fleißig die Steinarten der Alten die man hier in einer so grosen Menge unter den Ruinen antrift. Allerdings wird diese Sammlung viel zur Erklärung des Plinius beytragen und davon sollen Sie Ihren Theil bekommen. Nur lassen Sie mich erfahren an wen ich sie zu Hamburg addressi= ren muß. Ich habe hier die Bekanntschaft des Herrn Dolomieu gemacht, der ganz gewis ein Mann von Geist und Kentnißen ist, und dazu man ungemein Eifer für die Mineralogie überhaupt hat, doch aber meines Erachtens zu sehr bei seinen eigenen Meyn= ungen beharret, und zu flüchtig und leichtsinnig in seinen Beobachtungen ist, Außerdem will er alles durch eigene Original= Hypothese aufklären, Er will der Natur in
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[1] Bester Freund!
Ich schrieb Ihnen meinen lezten Brief von Athen aus, und traute dessen Fortschikkung dem Brittischen Gesandten in Constantinopel an. Darinne beschrieb ich Ihnen im Kurzen meine bisherigedahinnige Reise im türkischen Reiche
Es liegt mir nunmehro ab Ihnen meine seitherige Reise mitzutheilen. UndIch mache von Athen aus den Anfang zu machen. Nachdem wir die Gebirge Hymet und Pentalion und das berühmte Feld von Marathon besehen hatten, mie= theten wir uns eine kleine gewöhnliche Feluke und setzten unsere Reise nach Salonika weiter fort. Um nun die alten Atheniensischen Bergwerke zu besuchen ging ich nach Capo Colonni zu Pferde, wo ich das Fahrzeug der vorherigen Bestellung gemäs antraf. Zwischen den Gebirge Laureum und Capo Colonni fand ich sehr viele und beträchtliche Schlakken= haufen und viele fast vertilgte Züge von Gruben, aber nur auf der Morgen Küste entdeckte ich Spuren von Bleyglanz und wirklichen Gängen.
Die Kürze eines Briefes nöthigt mich, jezt Sie jezt an meine künftige zu erhaltenden geo= logische Beschreibungen zu verweisen; nur will ich hier noch hin zusetzen, daß die Gebirgsart, worinne diese Gruben und Gänge sich befinden, ist wahrer älter Glimmerschiefer ist. Laureum liegt so ziemlich halbweg zwischen Hymett und dem Vorgebirge Colonni. Von der Stadt Negro= pont machten wir eine Nebenreise nach dem höchsten Gebirge das in der Mitte der Insel liegt. Es gelang mir doch nicht auf dieser Reise die Lage der alten Bergwerke anzutreffen, da wir aber uns aber wieder uns einschifften, und die abendseitige Küste der Insel vorbei segel= ten, erblikte ich sehr deutlich viele große Halden auf einer Ebene unweit der Küste, die wahrscheinlich das lelantische Feld war. Von Negropont gingen wir nach Monte Santo. Ich stieg dort auf das Gebirge Athos, das doch weder dem Parnasß noch Delphi in Negropont in der Höhe gleicht. Der größte Theil dieser Halbinsel besteht aus _ _ _ _ was denken sSie _ _ _ _gGneis, wovon ich Ihnen Beweise genug zuschik= ken werde. Von Salonica machte ich eine Nebenreise von sechs Tagen um das berühmte Silberbergwerk zu Siderocapsa zu bese= hen. Dort arbeiten 150. Griechen unter der Aufführung zweyer Herren Pastoren. Da nun beide geistliche Bergmeister eben krank lagen, so mußte ich ohne Beyhüelfe und allein alles ausforschen. noch dazu nNehmen sSie nun noch dazu meine Unwissenheit der griechischen Berg= [2] sprache und die Furcht vofür dem Argwohne der Türken, die mir nicht er= laubten diesen merkwürdigen Flek so genau zu untersuchen, wie ich wünschte. So viel als ich sehen köonnte arbeitet man dort auf einem ungeheuren Erzlager oder Flötze. Dieses ist ein ziemlich gleichartiger Körper der aus Bleiglanze, SchwarzerBlende, Eisen Kiese und Braun= spate bestehet. Doch von allen den Siderocapsischen Erzen sollen sie einmal Stükke bekommen. Meine Beschreibung von diesem Bergwerke wird Ihnen die Kindheit der Bergwerks Kunde darstellen. Spuren der Arbeiten der Alten sind dort noch häufig vorhanden, nicht minder zu Philippi und auf der Insel Thaso. Die Reise nach dem ersten Ort war damals mit zu vieler Gefahr verknüpft: da 3. türkische Aga, die über die dortigen Distrikte befehlen, einen offenen Krieg mit ein= ander führten. zZu eben der Zeit ward auch ein Reisender dort ermordet. Ich nahm 3. Jennisaren auf dieser Reise mit, un den nehmlichen Tag , daals ich sie anfing, und auf der nehmlichen Straße ward ein Kauf= man aus Salonica durch türkische Räuber umgebracht. Ich versuchte nochmals eine Ueberreise nach dem Olymp zu machen, doch schlug dieses Vorhaben fehl. Zu Salonica ging unsere Gesellschaft aus einander, die Herrn Sibthorp und Immrie kehrten nach Corinth und Patras zurück. Ich setzte meine Reise weiter nach Smyrna fort, wo ich mich 14. Tage aufhielte und besuchte indessen ein alt verlassenes Silber= bergwerk zu Ninfie ohnweit Smyrna. Nun aber da die böse Jahrzeit anrükte miethete ich eine gewöhnliche Felucka um Ephesus, Santorin und die übrigen Inseln des Archipels zu besuchen. Und erstlich besah ich die Ruinen der alten Stadt Ephesus und Traff die Ueberbleibsel des Tem= pels vonb Dian an, wiewohl Chandler und Choiseul beide diesen Ort ve[r]mißt haben. Von Scala Nova besuchte ich Samos, Miconor, Dili, Na= kia,Paros, Antiparos, Santorino, Siphnos, Milos und landete den 3ten November auf den Isthmus von Corinth wo ich zum Glücke auf der Ge= genseite einen Zantiotischen Bothe stand und sogleich nach Patras und Zante fort rükte.
Fast alle die Inseln und Hauptörter noch ihre alte Erinnerungen zur Schande der heutigen Erdbeschreibung sind fast alle diese verwech [3] selt und verschrieben. Auf den zwei merkwürdigsten Flekken im ganzen Morgenlande Santorin und Milos hielte ich mich auf den ersten 8. Tage auf den lezten 3. Tage auf.
In dieser Zeit zu Santorin die freylich nicht hinlänglich war um alles genau zu untersuchen wie ich wünschte, entwarf ich eine Karte dieser Insel und den benachbarten kleinern machte Zeich= nungen davon und eine Sammlung von Ihren Gesteinarten. Nicht allein der neue Kameni, sondern der kleine und große Kameni der Insel Therasia und beinahe der ganze Santorin sind von volkanischen Ursprun= ge. Wenn man erst dazwischen herumfährt wir man mit einer Aussicht überrascht die Schauer wirkt. Stellen Sie sich einen Kreisför= migen Meerbusen vor, dessen eine Hälfte mit dem Ufer von Santo= rin eingeschlossen, die andere Hälfte theils offen, theils durch die Insel Therasia bezeichnet ist. Diese Ufer herum sind durchaus steil fast seiger und von einer ungemeinen Höhe, Ihre Höhe, ihre schwarze Farbe und unten das dunkelblaue Wasser bringen eine Wirkung hervor die über alles erhaben aber fürchterlich ist. Will man landen man sieht vergebens herum um einen Zugangsort, so steil und steigbar sieht alles aus. Nur an einen Ort allein haben die Fleis und die Be= dürfniße einen engen Fußsteig Zigzag die Klippe hinauf ausge= hauen. Dieser Pfad führt zu die drei Hauptstädte die gerade am Gippel und Rande des steilen Ufers gebaut worden sind. In der That eine so sonderbare Lage wird man schwerlich wieder in der ganzen Welt finden. Auf einer Seite liegen die Häuser am Rande eines ent= setzlichen Abgrunds auf der andern in einer Lage von Bimstein ein= gehauen und gleichsam begraben.
Dort hat man gemeiniglich den höchsten Punkt erreicht, denn von dort fällt das Land sanft und allmählich den gegenseitigen äußern Ufer zu.
In der Mitte dieses Meerbusens liegen die drei Kameni Inseln davon die neue und die kleine, und ziemlich regelmäsige Schlunde oder Kratern haben die doch kleiner sind. Die Tiefe des Wassers stimt mit der Höhe des Landes überein. Die Seigerhöhe der Klippe von Merovili stand ich zu ungefehr 280. Cachter [4] unten im Meerbusen nicht weit vom lande stand ich über 200. Cachter. Meine Beschreibung dieses Flecks macht einen Theil meiner sämtlichen geologischen Bemerkungen über Griechenland. Doch leider verlohr ich zu Salonica meinen Journal worinn alles was den Geologen der Insel Ypern betrif[ft] aufgezeichnet war, wovon einen Theil muß den Gedächtniße wieder zustatten.
Meine Sammlung der Berg und Steinarten ist sehr angewachsen.
Eine schöne Entdeckung auf diese Art die ich gemacht habe darf ich wohl nicht einen Brief zutrauen. Noch erwarte ich einige Nach= richten von meinen Freunden, und vorzüglich von unsern Gesandten zu Constantinopel die Armenische Bergwerke betreffend.
Das Vocabularium der neugriechischen Fossiliennahmen ist sehr gering, fast alle die alten Nahmen sind verlohren gegangen, und die neuen machen nicht eine Zahl von 50. aus. Zu Zante untersuch[te] ich zweimal die Pechbrunne. Ich entdeckte auf diesem den Porus des Plinius der jetzt Pi 8 Rho iota mit Akut heißt.
Nun sagen Sie mir wo finden Sie Erwähnung von Siderocapse? Man sagt dort daß er erst vor 80. Jahren aufgenommen worden ist.
Zu Siphno entdekte ich nichts als eine neue Gebirgsart, da ich mich dort nur einen Tag aufhielte und schlechte argwöhnische Leute da antraf.
Endlich werthester Freund! frage ich ob Sie noch auf Ihrem großen Werke arbeiten! Es liegt mir sehr am Herzen, zugleich alles was aus ihrem Kirn hervorkommt, da die Erfahrung und Ueberlegung jedes Tages überzeugt mir, daß Sie allein unter allen andern so genanten Minera logen im Stande sind, diese Wissenschaft zu schöpfen. Ich weis w[as] für eine Hindernis Ihre Gesundheit ist, daher müssen Sie sich nicht zu sehr auf einmal mit der Arbeit angreifen, und lassen Sie nicht die äusseren gegenstände Sie so sehr kränken, ich meine die Wiederwärtigkeiten d[ie] Ihnen kleine neidische und niederträchtige Geister vorlegen mögen.
Wenn ein Reisender die [5] Diesen brauen mit Pechrauch angestrichenen Bogen schrieb ich während ich in dem
Da ich diesen Brief schon über sechs Wochen bei mir behalten habe, wächst neuer Stoff zur Unterhaltung an, wovon das folgende.
Am 22.ten Februars langte ich erst Neapel an, wo ich 4. Tage
nachher ganz zufällig und unerwartet meinen Freund Zimmermann aus Braunschweig antraf. Den 29.ten des nehmlichen Monats machte ich in seiner und der Gesellschaft des Herrn Abbt. Forlis, eine Nebenreise nach Molfetta in der Provinz Bari um das neu entdeckte Salpeterwerk zu besehen. Eine natürliche Merkwürdigkeit die meine Erwartung noch übertraf. Bald werden Sie eine Beschreibung davon in dem Journal dr Rezini von Zimmermann sehen. _ Seit dem 19. Marz bin ich hier gewesen, wo ich denn mit Besichtigung der Alter= thümer und Kunstwerke ziemlich aufgenommen bin. Indess wird die Mineralogie nicht zur Seite gesetzt, ich sammle fleißig die Steinarten der Alten die man hier in einer so grosen Menge unter den Ruinen antrift. Allerdings wird diese Sammlung viel zur Erklärung des Plinius beytragen und davon sollen Sie Ihren Theil bekommen. Nur lassen Sie mich erfahren an wen ich sie zu Hamburg addressi= ren muß. Ich habe hier die Bekanntschaft des Herrn Dolomieu gemacht, der ganz gewis ein Mann von Geist und Kentnißen ist, und dazu man ungemein Eifer für die Mineralogie überhaupt hat, doch aber meines Erachtens zu sehr bei seinen eigenen Meyn= ungen beharret, und zu flüchtig und leichtsinnig in seinen Beobachtungen ist, Außerdem will er alles durch eigene Original= Hypothese aufklären, Er will der Natur in
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