[1] Wohlgeborener Herr,
Hochzuverehrender Herr Inspektor,
Ew. Wohlgeboren werden gütigst verzeihen, daß ich ohne das Glück zu haben, von Ihnen genauer gekannt zu sein, mir die Freiheit nehme, an Sie zu schreiben, und Sie gar mit einer Anfrage zu belästigen. Der Zweck, den ich beabsichtige, der heiße Wunsch, unter Ihrer Leitung an Kenntnissen und Bildung zuzunehmen, wird mich gewiß vor Ihrem Herzen rechtfertigen. [2] Es sind nun fast 2 Jahre, seitdem ich mich mit der Mineralogie schäftige. Mein Aufenthalt in Göttingen, meine botanischen Wanderungen in Deutschen Gebirgen, meine angenehme, aber viel zu schnelle Reise durch den Peak von Derbyshire / in Begleitung Ihres Freundes George Forsters / _ weckten meinen Eifer für dies Studium immer mehr. Ich las, so viel es mir meine Muße erlaubte viel mineral. Schriften, war so viel ich konnte, auf Naturgegenstände aufmerksam, und kam immer mehr zu dem Bewußtsein, daß ich bis auf diesen Augenblik vielerlei, aber wenig zusammenhängendes und gründliches gelernt hätte. Die heiße Begierde nach Freiberg zu gehen, und Ihr Schüler zu werden, lag schon lange in mir, aber äußere Verhältnisse machten es mir bis her unmöglich. Jezt sind diese Schwierigkeiten gehoben, da ich aber wegen des juristisch-cameralistischen Kurses schon 2 Universitäten und wegen merkantilischer KIenntnisse das hiesige Handelsinstitut besucht habe, so bleibt mir nur noch ein halbes jahr, / der Sommer 1791./ zu meiner Vorbereitung zu meinem bürgerlichen Amt übrig. Ich sehe leider! nur zu gut ein, wie wenig 6 Monathe hinreichend sind, um alle die Ideen einzusammeln, die einem Bergmann nothwendig sind. Aber ich will doch lieber mich mit wenigem begnügen, als das Glük ganz einzubüßen des vortreflichen Unterrichts von Ew. Wohlgeboren zu genießen. Ich hoffe, da es mir an gutem WIllen nicht fehlt, mit nammlichenEifer zu arbeiten und auch in 6 Monathen viel, recht vieles zu lernen.
Ich verlasse das hiesige Handelsinstitut auf Ostern und könnte wenige Wochen danach darauf, mich in Freiberg einfinden. Ich bin so frei demnach bei Ew. Wohlgeboren anzufragen, ob ich Ihnen auf ein halbes Jahr willkommen sein [3] werde und ob ich mit einem Bedienten in dem Gebäude der Bergakademie eine Wohnung erhalten darf od. dieselbe mir in der Stadt bestellen muß.
Sie würden mich innigst verbinden, wenn Sie mich bald mit ein Paar Zeilen Antwort beehren wollten. Ich würde dem Oberberg Rosenstiel od. H. Assessor Karsten ersucht haben, für mich an Ew. Wohlgeboren zu schreiben, wenn ich nicht geglaubt hätte, daß ich den sicheren Weg wagen dürfte.
Nehmen Sie indeß der Versicherung meiner größten Verehrung und Hochachtung, mit welcher ich ewig sein werde,
Ew. Wohlgeboren
gehorsamster
A. von Humboldt
aus Berlin.
Hamburger Handelsakademie,
den 13 Dez. 1790.
Meine Adresse ist:
An H. v. Humboldt,
in Hamburg.
abzugeben beim
Professor Büsch.
Hochzuverehrender Herr Inspektor,
Ew. Wohlgeboren werden gütigst verzeihen, daß ich ohne das Glück zu haben, von Ihnen genauer gekannt zu sein, mir die Freiheit nehme, an Sie zu schreiben, und Sie gar mit einer Anfrage zu belästigen. Der Zweck, den ich beabsichtige, der heiße Wunsch, unter Ihrer Leitung an Kenntnissen und Bildung zuzunehmen, wird mich gewiß vor Ihrem Herzen rechtfertigen. [2] Es sind nun fast 2 Jahre, seitdem ich mich mit der Mineralogie schäftige. Mein Aufenthalt in Göttingen, meine botanischen Wanderungen in Deutschen Gebirgen, meine angenehme, aber viel zu schnelle Reise durch den Peak von Derbyshire / in Begleitung Ihres Freundes George Forsters / _ weckten meinen Eifer für dies Studium immer mehr. Ich las, so viel es mir meine Muße erlaubte viel mineral. Schriften, war so viel ich konnte, auf Naturgegenstände aufmerksam, und kam immer mehr zu dem Bewußtsein, daß ich bis auf diesen Augenblik vielerlei, aber wenig zusammenhängendes und gründliches gelernt hätte. Die heiße Begierde nach Freiberg zu gehen, und Ihr Schüler zu werden, lag schon lange in mir, aber äußere Verhältnisse machten es mir bis her unmöglich. Jezt sind diese Schwierigkeiten gehoben, da ich aber wegen des juristisch-cameralistischen Kurses schon 2 Universitäten und wegen merkantilischer KIenntnisse das hiesige Handelsinstitut besucht habe, so bleibt mir nur noch ein halbes jahr, / der Sommer 1791./ zu meiner Vorbereitung zu meinem bürgerlichen Amt übrig. Ich sehe leider! nur zu gut ein, wie wenig 6 Monathe hinreichend sind, um alle die Ideen einzusammeln, die einem Bergmann nothwendig sind. Aber ich will doch lieber mich mit wenigem begnügen, als das Glük ganz einzubüßen des vortreflichen Unterrichts von Ew. Wohlgeboren zu genießen. Ich hoffe, da es mir an gutem WIllen nicht fehlt, mit nammlichenEifer zu arbeiten und auch in 6 Monathen viel, recht vieles zu lernen.
Ich verlasse das hiesige Handelsinstitut auf Ostern und könnte wenige Wochen danach darauf, mich in Freiberg einfinden. Ich bin so frei demnach bei Ew. Wohlgeboren anzufragen, ob ich Ihnen auf ein halbes Jahr willkommen sein [3] werde und ob ich mit einem Bedienten in dem Gebäude der Bergakademie eine Wohnung erhalten darf od. dieselbe mir in der Stadt bestellen muß.
Sie würden mich innigst verbinden, wenn Sie mich bald mit ein Paar Zeilen Antwort beehren wollten. Ich würde dem Oberberg Rosenstiel od. H. Assessor Karsten ersucht haben, für mich an Ew. Wohlgeboren zu schreiben, wenn ich nicht geglaubt hätte, daß ich den sicheren Weg wagen dürfte.
Nehmen Sie indeß der Versicherung meiner größten Verehrung und Hochachtung, mit welcher ich ewig sein werde,
Ew. Wohlgeboren
gehorsamster
A. von Humboldt
aus Berlin.
Hamburger Handelsakademie,
den 13 Dez. 1790.
Meine Adresse ist:
An H. v. Humboldt,
in Hamburg.
abzugeben beim
Professor Büsch.