• Georg Christoph Lichtenberg

  • Place of Dispatch: Unknown · Date: Unknown
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Lichtenberg, Georg Christoph
  • Recipient: Werner, Abraham Gottlob
  • Place of Dispatch: Unknown
  • Date: Unknown
    Manuscript
  • Provider: Universitätsbibliothek "Georg Agricola" der Technischen Universität Bergakademie Freiberg
  • Classification Number: Nachlass Abraham Gottlob Werner, Band II (B) S. 233-236
  • Incipit: „[1] Wohlgebohrner Herr,
    Hochzuverehrender Herr Inspector,
    Es ist mir unmöglich auszudrücken, was für Vergnügen mir die Durchlesung Ihrer Abhandlungen gemacht hat, und [...]“
    Language
  • German
[1] Wohlgebohrner Herr,
Hochzuverehrender Herr Inspector,
Es ist mir unmöglich auszudrücken, was für Vergnügen mir die Durchlesung Ihrer Abhandlungen gemacht hat, und ich sage Ihnen dafür den verbindlichsten Dank. Ich muß offenherzig bekennen, daß ich, als Stubensitzer, nicht geglaubt habe, daß die Sache der Vulkanität des Basalts so schlecht behandelt worden wäre, von denen, die ihn an Ort und Stelle gesehen haben. was ich nun mehr, da ich von dem Nichtigen in der Tradition gröstentheils überzeugt bin, und daß die Sache blos durch den Glauben in einige wenige Apostel, deren Vollbärtigkeit nicht erwiesen ist, fort ge pflanzt worden ist, haupt sächlich gerne wissen möchte, ist:
Wer hat wohl zuerst den Basalt vulkanisch genannt und was hätte er für Gründe dazu? Wie ist man [2] auf die Idee gekommenen? Es wäre doch würklich der Mühe werth das punctum saliens auf zu suchen, das einem solchen Irrthum leben gegeben, und Theorien erzeugt hat, deren gründliche Widerlegung gewiß dem Widerleger Unsterblich keit gereichen wird.
Ich habe Euer Wohlgebohrn gedrukte Schrift vorige Nacht und des Mskt diesen Nachmittag durchgelesen; einige kleiner Auszüge gemacht um alles noch einmal vornehmen zu können. Dabey wünschte ich folgendes etwas mehr erläutert, nicht in einem Briefe an mich, sondern bey Gelegenheit etwa einmal öffentlich, weil es doch auch vielen einfallen könnte. Doch muß ich aus drücklich anmerken, daß dieses vielleicht sehr geringfügige Einwürfe, gar schlechterdings zu Wertfindung des andern Systems dienen solle, (an das denke ich gar nicht) sondern blos um das Ihrige mehr erläutert zu sehen. Es sind eigentlich nur 2 Fragen: Ich wünschte gerne etwas mehr erklärt zu sehen, was das Feuer in den Stein kohlen Flözen unterhält, zu macl in einer solchen Tiefe, und das mit einem Grad von Heftigkeit der selbst den Basalt schmelzen kan; daß eine Enzündung [3] am Tage geschehen könne und unterhalten werden könne, wie bey der Alaun, (eine Art von Peipher Es ist ein mattes glühn in freyn Luft, in Drephloge wird es heftig bis zum Glanz. Sonst aber erstickt alles sehr leicht, sobald der Zu fluß von reiner Lufft fehlt. Ferner wenn nun der schwere Basaltr über dem brenenden Kohlenflöz (voraus gesezt, daß er brennen könte) hinabflösse in den Keskel, was würde da geschehen? Nehmen wir das Kohlenflöz sehr digarirt und von Bitumninösem Holz so weit als möglich entfernt an, so würde der geschmolzene Basalt untersinken, und schwämme er auf, so läßt es sich kaum gedenken daß er nicht, hier und da, in die Kohlen massen eingewickelt er scheinen solte. wieder an freyer Lufft erscheinen solte. Hat man wohl derer Beyspiele? Schwefel, gediegen, findet sich an den Mündungen der Vulkane. Der verrich Vitriol-Säure, kan nun freylich Product des Alauns seyn,. Diese Verbindung des vulcanischen Schwefels mit der sSelbst fezin des Alaunschiefers hat mich sehr frappirt und gefreut. Aber ich dencke Schwefel kies könte doch auch weit darunter stecken. Denn da wir in dem Bauch der Vulkane, so zu reden, annehmen [4] Können, was wir wollen, so könen wir doch annehmen, daß die flüchtigen Vitriolfeuer an der Mündung des Berges durch andere Dämpfe neutralisiert werden könte._ Ich bin würklich müde, elende Einwürfe gegen eine Theorie zu machen, die wegen des gegründet Destrucktion eines alten Irthums die größte Achtung verdient.
Sie vergeben mir, Hochzuverehrender Herr. Inspecktor, diese flüchtigen Zeilen, ich verreise diesen Abend, einen ganzen Büchsen-Schuß von der Stadt, meiner Gesundheit wegen, die der Gartenlufft sehr nöthig hat. Als wegen schreibe ich. Ich würde mir es künftig für die größte Ehre schätzen wenn Sie mir erlauben wollten Sie zuweilen zu befragen.
Ihre Schriften gegen Herrn W. haben mich sehr lebhaft an das Horatzische
Scribendi recte sapere est principium et fons, erinnert:
Das heißt wer gut schreiben will, muß sich selbst verstehen.
Ich hof habe die Ehre mit wahrer Hochachtung zu verharren
Euer Wohlgebohrn
gehorsamster Diener
GCLichtenberg.
[1] Wohlgebohrner Herr,
Hochzuverehrender Herr Inspector,
Es ist mir unmöglich auszudrücken, was für Vergnügen mir die Durchlesung Ihrer Abhandlungen gemacht hat, und ich sage Ihnen dafür den verbindlichsten Dank. Ich muß offenherzig bekennen, daß ich, als Stubensitzer, nicht geglaubt habe, daß die Sache der Vulkanität des Basalts so schlecht behandelt worden wäre, von denen, die ihn an Ort und Stelle gesehen haben. was ich nun mehr, da ich von dem Nichtigen in der Tradition gröstentheils überzeugt bin, und daß die Sache blos durch den Glauben in einige wenige Apostel, deren Vollbärtigkeit nicht erwiesen ist, fort ge pflanzt worden ist, haupt sächlich gerne wissen möchte, ist:
Wer hat wohl zuerst den Basalt vulkanisch genannt und was hätte er für Gründe dazu? Wie ist man [2] auf die Idee gekommenen? Es wäre doch würklich der Mühe werth das punctum saliens auf zu suchen, das einem solchen Irrthum leben gegeben, und Theorien erzeugt hat, deren gründliche Widerlegung gewiß dem Widerleger Unsterblich keit gereichen wird.
Ich habe Euer Wohlgebohrn gedrukte Schrift vorige Nacht und des Mskt diesen Nachmittag durchgelesen; einige kleiner Auszüge gemacht um alles noch einmal vornehmen zu können. Dabey wünschte ich folgendes etwas mehr erläutert, nicht in einem Briefe an mich, sondern bey Gelegenheit etwa einmal öffentlich, weil es doch auch vielen einfallen könnte. Doch muß ich aus drücklich anmerken, daß dieses vielleicht sehr geringfügige Einwürfe, gar schlechterdings zu Wertfindung des andern Systems dienen solle, (an das denke ich gar nicht) sondern blos um das Ihrige mehr erläutert zu sehen. Es sind eigentlich nur 2 Fragen: Ich wünschte gerne etwas mehr erklärt zu sehen, was das Feuer in den Stein kohlen Flözen unterhält, zu macl in einer solchen Tiefe, und das mit einem Grad von Heftigkeit der selbst den Basalt schmelzen kan; daß eine Enzündung [3] am Tage geschehen könne und unterhalten werden könne, wie bey der Alaun, (eine Art von Peipher Es ist ein mattes glühn in freyn Luft, in Drephloge wird es heftig bis zum Glanz. Sonst aber erstickt alles sehr leicht, sobald der Zu fluß von reiner Lufft fehlt. Ferner wenn nun der schwere Basaltr über dem brenenden Kohlenflöz (voraus gesezt, daß er brennen könte) hinabflösse in den Keskel, was würde da geschehen? Nehmen wir das Kohlenflöz sehr digarirt und von Bitumninösem Holz so weit als möglich entfernt an, so würde der geschmolzene Basalt untersinken, und schwämme er auf, so läßt es sich kaum gedenken daß er nicht, hier und da, in die Kohlen massen eingewickelt er scheinen solte. wieder an freyer Lufft erscheinen solte. Hat man wohl derer Beyspiele? Schwefel, gediegen, findet sich an den Mündungen der Vulkane. Der verrich Vitriol-Säure, kan nun freylich Product des Alauns seyn,. Diese Verbindung des vulcanischen Schwefels mit der sSelbst fezin des Alaunschiefers hat mich sehr frappirt und gefreut. Aber ich dencke Schwefel kies könte doch auch weit darunter stecken. Denn da wir in dem Bauch der Vulkane, so zu reden, annehmen [4] Können, was wir wollen, so könen wir doch annehmen, daß die flüchtigen Vitriolfeuer an der Mündung des Berges durch andere Dämpfe neutralisiert werden könte._ Ich bin würklich müde, elende Einwürfe gegen eine Theorie zu machen, die wegen des gegründet Destrucktion eines alten Irthums die größte Achtung verdient.
Sie vergeben mir, Hochzuverehrender Herr. Inspecktor, diese flüchtigen Zeilen, ich verreise diesen Abend, einen ganzen Büchsen-Schuß von der Stadt, meiner Gesundheit wegen, die der Gartenlufft sehr nöthig hat. Als wegen schreibe ich. Ich würde mir es künftig für die größte Ehre schätzen wenn Sie mir erlauben wollten Sie zuweilen zu befragen.
Ihre Schriften gegen Herrn W. haben mich sehr lebhaft an das Horatzische
Scribendi recte sapere est principium et fons, erinnert:
Das heißt wer gut schreiben will, muß sich selbst verstehen.
Ich hof habe die Ehre mit wahrer Hochachtung zu verharren
Euer Wohlgebohrn
gehorsamster Diener
GCLichtenberg.
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