• Unknown

  • Place of Dispatch: Unknown · Date: 04.05.1777
    Metadata Concerning Header
  • Sender:
  • Recipient: Werner, Abraham Gottlob
  • Place of Dispatch: Unknown
  • Date: 04.05.1777
    Manuscript
  • Provider: Universitätsbibliothek "Georg Agricola" der Technischen Universität Bergakademie Freiberg
  • Classification Number: Nachlass Abraham Gottlob Werner, Band I (A) S. 27-28
  • Incipit: „[1] Leipzig den 4. May 1777
     
    Hochedelgebohrener Herr!
     
    Höchstgeehrtester  Herr Inspecktor!
     
    Die Durchreise des Herrn Kammersekretär Gabel und Zintgraf haben mir Gelegenheit gegeben, [...]“
    Language
  • German
[1] Leipzig den 4. May 1777
 
Hochedelgebohrener Herr!
 
Höchstgeehrtester  Herr Inspecktor!
 
Die Durchreise des Herrn Kammersekretär Gabel und Zintgraf haben mir Gelegenheit gegeben, so wol hier in Leipzig als auch in Halle einige Mineralienkabinette zu sehen.
Allein ich muß gestehen, daß, ohngeachtet ich das Götherische, Trierische, Richterische und Schreberische Kabinet hier gesehen, ich demohngeachtet ich nichts gefunden, was ich nicht schon in Freyberg durch Dero Gewogenheit zusehen das Glück gehabt hätte. Indeßen aber wünschte ich sehr, öffters solche Gelegenheit zuhaben, es erneuern sich doch hierdurch die Kennzeichen und Merkmale die man sich schon erworben hat; besonders wenn es nicht so überhin gezeiget wird, wie es in der Richterischen Sammlung mehrentheils zugeschehen pflegt. Im letzeren Kabinette findet sich besonders ein grüner dem Smaragd ähnlicher Krystall. Er stehet, wenn ich nicht irre, auf einem Konklomerat von Quarz u Thon. Der Herr Professor Leske gab ihn von einem Smaragd aus; allein nach dem Cronstedt ist der Smaragd ein 6 seitiges abgestumpftes Prisma. Hier bey diesem Stück kan man zwar die Seiten nicht ganz genau bestimmen, weil es auf einer Seite verletzt ist, demohngeachtet aber kan man noch 8 Seiten zehlen, und können wenig [2] stens nach einer dem Raum nach, wo es zerbrochen ist, angenommen werden. Sie werden vermutlich diesen Cristall auch gesehen haben, und ohne Zweifel wißen, was es ist.
Wenn uns der Todt nicht demn Hl. Docktor Schreber entrissen hätte, so würde ich diesen Sommer haben viel zusehen bekommen. Er war willens seine Sammlung, die zwar beträchtlich, allein in einer entsetzlichen Unordnung war, zu rangiren und mich mit zu dieser Arbeit zunehmen. Er besaß besonders zwey schöne rothe Rußische Bleystufen, einige schöne pf[]zische Quecksilberstufen, sehr schone Gewächse von Kongsberger gediegenen Silberstufen, und ein paar hübsche Labratorsteine. Die rothen Bleystufen wiegen gewiß einige Pfund, diese und die Labratorsteine waren ein Geschenk des Grafen Orlov. Das ganze Cabinet kommt nach Erlangen an seinen ältesten Sohn, der Professor Cameralium daselbst ist. Im Trierischen Cabinet sind mir vorzüglich einige Goldstufen merkwürdig gewesen, besonders aber ein Stück schwarzer Hornstein, mit dendritisch gediegenen Golde und Bleyglanze, ferner ein Stückchen Steinkohle mit gediegenen Golde, und endlich ein Stückgen Goldkieß mit antimonio in Asbest. In Halle habe ich mit Hl. Gabel das Goldhagensche, die kleine Sammlung auf dem Waisenhauße, und das Leyserische Cabinet gesehen. Erstere u zweyte Sammlung verlohnten sich kaum der Mühe angesehen zu werden; doch glaube ich, daß das Goldhagensche allerdings sehenswürdig syn kan, wenn es erst wieder aus den Papieren gepackt , und in gehörige Ordnung gebracht ist; denn Hl. D. Goldhagen hatte sein Logis verändert. Der Hl. Criegsrath Leyser besitzt auch außer der Mineraliensammlung, die in vortrefflicher Ordnung ist, auch noch ein
[1] Leipzig den 4. May 1777
 
Hochedelgebohrener Herr!
 
Höchstgeehrtester  Herr Inspecktor!
 
Die Durchreise des Herrn Kammersekretär Gabel und Zintgraf haben mir Gelegenheit gegeben, so wol hier in Leipzig als auch in Halle einige Mineralienkabinette zu sehen.
Allein ich muß gestehen, daß, ohngeachtet ich das Götherische, Trierische, Richterische und Schreberische Kabinet hier gesehen, ich demohngeachtet ich nichts gefunden, was ich nicht schon in Freyberg durch Dero Gewogenheit zusehen das Glück gehabt hätte. Indeßen aber wünschte ich sehr, öffters solche Gelegenheit zuhaben, es erneuern sich doch hierdurch die Kennzeichen und Merkmale die man sich schon erworben hat; besonders wenn es nicht so überhin gezeiget wird, wie es in der Richterischen Sammlung mehrentheils zugeschehen pflegt. Im letzeren Kabinette findet sich besonders ein grüner dem Smaragd ähnlicher Krystall. Er stehet, wenn ich nicht irre, auf einem Konklomerat von Quarz u Thon. Der Herr Professor Leske gab ihn von einem Smaragd aus; allein nach dem Cronstedt ist der Smaragd ein 6 seitiges abgestumpftes Prisma. Hier bey diesem Stück kan man zwar die Seiten nicht ganz genau bestimmen, weil es auf einer Seite verletzt ist, demohngeachtet aber kan man noch 8 Seiten zehlen, und können wenig [2] stens nach einer dem Raum nach, wo es zerbrochen ist, angenommen werden. Sie werden vermutlich diesen Cristall auch gesehen haben, und ohne Zweifel wißen, was es ist.
Wenn uns der Todt nicht demn Hl. Docktor Schreber entrissen hätte, so würde ich diesen Sommer haben viel zusehen bekommen. Er war willens seine Sammlung, die zwar beträchtlich, allein in einer entsetzlichen Unordnung war, zu rangiren und mich mit zu dieser Arbeit zunehmen. Er besaß besonders zwey schöne rothe Rußische Bleystufen, einige schöne pf[]zische Quecksilberstufen, sehr schone Gewächse von Kongsberger gediegenen Silberstufen, und ein paar hübsche Labratorsteine. Die rothen Bleystufen wiegen gewiß einige Pfund, diese und die Labratorsteine waren ein Geschenk des Grafen Orlov. Das ganze Cabinet kommt nach Erlangen an seinen ältesten Sohn, der Professor Cameralium daselbst ist. Im Trierischen Cabinet sind mir vorzüglich einige Goldstufen merkwürdig gewesen, besonders aber ein Stück schwarzer Hornstein, mit dendritisch gediegenen Golde und Bleyglanze, ferner ein Stückchen Steinkohle mit gediegenen Golde, und endlich ein Stückgen Goldkieß mit antimonio in Asbest. In Halle habe ich mit Hl. Gabel das Goldhagensche, die kleine Sammlung auf dem Waisenhauße, und das Leyserische Cabinet gesehen. Erstere u zweyte Sammlung verlohnten sich kaum der Mühe angesehen zu werden; doch glaube ich, daß das Goldhagensche allerdings sehenswürdig syn kan, wenn es erst wieder aus den Papieren gepackt , und in gehörige Ordnung gebracht ist; denn Hl. D. Goldhagen hatte sein Logis verändert. Der Hl. Criegsrath Leyser besitzt auch außer der Mineraliensammlung, die in vortrefflicher Ordnung ist, auch noch ein
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