[1] Hochwohlgebohrner Herr.
Hochgeehrter Herr Berg-Rath
Ew. Hochwohlgebohren völlig unbekannt mit einer zeitraubenden Bitte zu behelligen, ist wohl viel gewagt, allein Dero geäußerter Wunsch gegenden Sapeur Lieut: Buseblok
daß:
"wenn einst über den Minenbau etwas schriftlich aufgesetzt würde, dieses so viel als möglich bergmännisch bearbeitet werden möchte."
ist allein die Ursache meines Ggegenwärtigen Besuchs, und flößt mir den Muth ein, Ew: Wohlgebohren um die Beurtheilung des beyfolgenden Aufsatzes zu bitten.
Nie würde ich mich unterfangen haben, die Beschreibung des pracktischen Minen-baues aufzusetzen, weil ich weder Gelegenheit gehabt habe, dergleichen Arbeiten zu sehen noch das Glück genoßen habe, in Freyberg zu stehen, wo zur Erlernung dieser Brauche des Krieges sich ohnstreitig wohl die erste Gelegenheit darbietet.
Nur der mir gegebene Befehl war daher vermögend zum Unterricht für die Artellerie Eleven über einen Gegenstand etwas auszuarbeiten, wobey ich mich lediglich auf Bücher verlaßen muß, und wo es doch eigentlich höchst nöthig ist, auch aus Erfahrung zu schreiben.
[2]
Da ich nun die Nothwendigkeit im ganzen Umfange fühlte, daß die pracktische Minen=
Arbeiten wohl nach keinem beßern Vorbilde erklärt werden müßten als nach dem beym Bergbau üblichen Schacht und Strekenbau, ich aber meine völlige Unwißenheit in der Bergbaukunst noch mehr empfand, so versuchte ich es dennoch mir aus einigen bergmännischen Büchern so viel als zu diesem Behuf nöthig war, Rath zu erholen. Ich wählte die mir besonders dazu anempfohlenen Bücher eines Erler, Dingelstädt, und Löscher.
Ob ich gleich anfänglich auf manchen noch nie gehörten Ausdruck darinn stieß, und mir die oft nicht ganz vollständigen und deutlichen Zeichnungen manches zu errathen übrig ließen, so sahe ich doch immer mehr und mehr ein, daß die gewöhnlichen Beschrei= bungen über die Ausbauung der Minen in militairischen Schriften, sowohl in den Bennennungen als in den Verfahren selbst, beträchtlich von Dingelstädt pp abweichen und dort manches sehr auf die leichte Achsel genommen wird, welches bey der wirklichen Anordnung doch wohl häufig nicht haltbar genug ausfallen möchte.
Aus dieser Ursache both ich alle meine Gedult auf, in diesem weiten und mir ganz unbe= kannten Felde, worinn noch überdieß so zu sagen eine ganz fremde Sprache herrscht, daß für den Minenbau am nothigsten scheinende, und die am schnellsten ausführ= barsten Mittel und Ausbauungen ausfindig zu machen, und suchte meinen Kräften gemäß, ein gewißes Ganze daraus zu bilden.
Nachdem ich Ew: Wohlgeb: die Ursache angezeigt habe, welche mich zur Unter= nehmung dieser Arbeit bewogen und meine völlige Unbekanntschaft mit der Ausführung aller der beschriebenen Arbeiten eingestanden habe, so können Dieselben [3] gewiß überzeugt seyn, wie äußerst angenehm Ew: Hochwohlgebohren gethane Aeus= serung zu hören war, und wie schnell mich der Gedanke ergriff, die Gelegenheit einen solchen competenten Richter meine Arbeit, /: freylich nur, eine zusammengetragene Arbeit/ vorzulegen und zum besten dieser Wißenschaft benutzen zu können. Hierdurch hoffe ich daher meines gefaßten Entschlußes wegen, um so ehr Verzeihung von Ew. Hochwohlgeb: zu erhalten.
Zur Reinigung des Manuscripts von den gröbsten Fehlern, und zur deutlichen Einsicht von verschiedenen mir durch aus nicht völlig erklärbaren Gegenständen aus den erwähnten berg= männischen Büchern benutzte ich die Gegenwart des Mineurmeisters Beck mit vielem Vortheil, welcher mir auch noch überdieß so wie der Bergsecretair Köhler zu meiner großen Beruhigung sagte, daß ich in der Bitte um Dero Correction, wahrscheinlich keine Fehlbitte an Ew. Hochwohlgeb: thun würde.
Ob ich nun gleich nicht weiß, welche Aufnahme Ew: Hochwohlgeb: meinem Brief an= gedeihen laßen, so kann ich im Fall mir Dieselben obige Bitte gewähren, unmöglich den Gedanken in mir unterdrücken, daß ich mich äußerst glücklich fühlen würde, wenn ich diesem Aufsatz eine von Ew. Hochwohlgebohren aufgesetzte Vorrede den ganzen Werk vordrucken laßen könnte, welches die Lehre über den Angriff und die Vertheidigung der Festungen enthält, wovon gegenwärtige Abhandlung über die Minen einen Abschnitt ausmacht.
Der ganze Aufsatz gewinnt hierdurch nicht allein das größte Intereße, weil das mili= tairische Publicum sogleich durch Dero eigenhändige Vorrede überzeugt wird, daß der in den Bergwißenschaften allgemein anerkannte größte Gelehrte, sich dieser [3] Ausarbeitung angenommen und ihn durch seine tiefen Kenntniße und vielfältigen Erfahrungen berichtigt und bereichert hat; sondern Ew: Hochwohlgebohren würden mich auch dadurch für den mir gewiß nicht gleich gültigen Verdacht sichern, als wollte ich stillschweigend mit eines Mannes Gelehrsamkeit prangen, welchen ich nie erreichen kann und werde, indem der größte Theil meiner Cameraden von meinem Vorhaben unterrichtet ist, und dem Augenblik mit dem größten Vergnügen entgegen siehet, wo ich ihnen Dero mir gemachte Ausstellungen und Berichtigungen mittheilen kann.
Da mir aber zu sehr bekannt daß Ew: Hochwohlgebohren aus gearbeitete Geschäfte nicht erlauben, meine vielleicht durch falsche Ansichten, oder zum Theil aufgenommenen aber im Minenbau unausführbaren Arbeiten, wohl noch mit manche[m] Fehler behafteten Aufsatz schriftlich zu censiren, so bittet un die Ehre zu haben Ew: Hochwohlgeb: personlich kennen zu lernen, um die Erlaubnis zu Ende des Monats May in Freyberg aufwarten und mündlich ohne alle Schonung das Urtheil vernehmen zu dürfen,
Ew. Hochwohlgebohren,
gehorsamer Diener
Carl Heinrich Aster.
Artill: Prem: Lieutenant, und Lehrer an der
ArtillerieAkademie.
Dresden den 26ten April 1810.
Hochgeehrter Herr Berg-Rath
Ew. Hochwohlgebohren völlig unbekannt mit einer zeitraubenden Bitte zu behelligen, ist wohl viel gewagt, allein Dero geäußerter Wunsch gegenden Sapeur Lieut: Buseblok
daß:
"wenn einst über den Minenbau etwas schriftlich aufgesetzt würde, dieses so viel als möglich bergmännisch bearbeitet werden möchte."
ist allein die Ursache meines Ggegenwärtigen Besuchs, und flößt mir den Muth ein, Ew: Wohlgebohren um die Beurtheilung des beyfolgenden Aufsatzes zu bitten.
Nie würde ich mich unterfangen haben, die Beschreibung des pracktischen Minen-baues aufzusetzen, weil ich weder Gelegenheit gehabt habe, dergleichen Arbeiten zu sehen noch das Glück genoßen habe, in Freyberg zu stehen, wo zur Erlernung dieser Brauche des Krieges sich ohnstreitig wohl die erste Gelegenheit darbietet.
Nur der mir gegebene Befehl war daher vermögend zum Unterricht für die Artellerie Eleven über einen Gegenstand etwas auszuarbeiten, wobey ich mich lediglich auf Bücher verlaßen muß, und wo es doch eigentlich höchst nöthig ist, auch aus Erfahrung zu schreiben.
[2]
Da ich nun die Nothwendigkeit im ganzen Umfange fühlte, daß die pracktische Minen=
Arbeiten wohl nach keinem beßern Vorbilde erklärt werden müßten als nach dem beym Bergbau üblichen Schacht und Strekenbau, ich aber meine völlige Unwißenheit in der Bergbaukunst noch mehr empfand, so versuchte ich es dennoch mir aus einigen bergmännischen Büchern so viel als zu diesem Behuf nöthig war, Rath zu erholen. Ich wählte die mir besonders dazu anempfohlenen Bücher eines Erler, Dingelstädt, und Löscher.
Ob ich gleich anfänglich auf manchen noch nie gehörten Ausdruck darinn stieß, und mir die oft nicht ganz vollständigen und deutlichen Zeichnungen manches zu errathen übrig ließen, so sahe ich doch immer mehr und mehr ein, daß die gewöhnlichen Beschrei= bungen über die Ausbauung der Minen in militairischen Schriften, sowohl in den Bennennungen als in den Verfahren selbst, beträchtlich von Dingelstädt pp abweichen und dort manches sehr auf die leichte Achsel genommen wird, welches bey der wirklichen Anordnung doch wohl häufig nicht haltbar genug ausfallen möchte.
Aus dieser Ursache both ich alle meine Gedult auf, in diesem weiten und mir ganz unbe= kannten Felde, worinn noch überdieß so zu sagen eine ganz fremde Sprache herrscht, daß für den Minenbau am nothigsten scheinende, und die am schnellsten ausführ= barsten Mittel und Ausbauungen ausfindig zu machen, und suchte meinen Kräften gemäß, ein gewißes Ganze daraus zu bilden.
Nachdem ich Ew: Wohlgeb: die Ursache angezeigt habe, welche mich zur Unter= nehmung dieser Arbeit bewogen und meine völlige Unbekanntschaft mit der Ausführung aller der beschriebenen Arbeiten eingestanden habe, so können Dieselben [3] gewiß überzeugt seyn, wie äußerst angenehm Ew: Hochwohlgebohren gethane Aeus= serung zu hören war, und wie schnell mich der Gedanke ergriff, die Gelegenheit einen solchen competenten Richter meine Arbeit, /: freylich nur, eine zusammengetragene Arbeit/ vorzulegen und zum besten dieser Wißenschaft benutzen zu können. Hierdurch hoffe ich daher meines gefaßten Entschlußes wegen, um so ehr Verzeihung von Ew. Hochwohlgeb: zu erhalten.
Zur Reinigung des Manuscripts von den gröbsten Fehlern, und zur deutlichen Einsicht von verschiedenen mir durch aus nicht völlig erklärbaren Gegenständen aus den erwähnten berg= männischen Büchern benutzte ich die Gegenwart des Mineurmeisters Beck mit vielem Vortheil, welcher mir auch noch überdieß so wie der Bergsecretair Köhler zu meiner großen Beruhigung sagte, daß ich in der Bitte um Dero Correction, wahrscheinlich keine Fehlbitte an Ew. Hochwohlgeb: thun würde.
Ob ich nun gleich nicht weiß, welche Aufnahme Ew: Hochwohlgeb: meinem Brief an= gedeihen laßen, so kann ich im Fall mir Dieselben obige Bitte gewähren, unmöglich den Gedanken in mir unterdrücken, daß ich mich äußerst glücklich fühlen würde, wenn ich diesem Aufsatz eine von Ew. Hochwohlgebohren aufgesetzte Vorrede den ganzen Werk vordrucken laßen könnte, welches die Lehre über den Angriff und die Vertheidigung der Festungen enthält, wovon gegenwärtige Abhandlung über die Minen einen Abschnitt ausmacht.
Der ganze Aufsatz gewinnt hierdurch nicht allein das größte Intereße, weil das mili= tairische Publicum sogleich durch Dero eigenhändige Vorrede überzeugt wird, daß der in den Bergwißenschaften allgemein anerkannte größte Gelehrte, sich dieser [3] Ausarbeitung angenommen und ihn durch seine tiefen Kenntniße und vielfältigen Erfahrungen berichtigt und bereichert hat; sondern Ew: Hochwohlgebohren würden mich auch dadurch für den mir gewiß nicht gleich gültigen Verdacht sichern, als wollte ich stillschweigend mit eines Mannes Gelehrsamkeit prangen, welchen ich nie erreichen kann und werde, indem der größte Theil meiner Cameraden von meinem Vorhaben unterrichtet ist, und dem Augenblik mit dem größten Vergnügen entgegen siehet, wo ich ihnen Dero mir gemachte Ausstellungen und Berichtigungen mittheilen kann.
Da mir aber zu sehr bekannt daß Ew: Hochwohlgebohren aus gearbeitete Geschäfte nicht erlauben, meine vielleicht durch falsche Ansichten, oder zum Theil aufgenommenen aber im Minenbau unausführbaren Arbeiten, wohl noch mit manche[m] Fehler behafteten Aufsatz schriftlich zu censiren, so bittet un die Ehre zu haben Ew: Hochwohlgeb: personlich kennen zu lernen, um die Erlaubnis zu Ende des Monats May in Freyberg aufwarten und mündlich ohne alle Schonung das Urtheil vernehmen zu dürfen,
Ew. Hochwohlgebohren,
gehorsamer Diener
Carl Heinrich Aster.
Artill: Prem: Lieutenant, und Lehrer an der
ArtillerieAkademie.
Dresden den 26ten April 1810.