[1] Hochedelgebohrner,
Hochgeehrtester Herr!
Mit Euer Hochedelgebohren in einige Bekanntschaft zu kommen ist schon längst mein Wunsch gewesen, da ich so viel von Dero weitbekannten Erfahrungen in der Mineralogie gehört und gelesen, indem ich auch ein großer Liebhaber derseleben bin und nichts mehr wünschte, als meine kleinen und wenigen Kenntniße darinne zu erweitern. Jezt bietet sich mir eine Gelegenheit dar, die mir das Vergnügen verschaffet an Dieselben gegenwärtigen Brief abgehen zu lassen: Herr Dantz, so sich in Wien befindet, hat mir eine ansehnliche Menge Ungarischer schöner Stuffen zum Verkauf in Commission gegeben, und auch eine besondere Küste an Dieselben mit überschicket, es sind diese Sachen erst gestern angekommen, ich habe dahero gar keinen Anstand genommen Ihnen selbiges zu melden. Zugleich bitte ich ge-[2] horsamst mich nur in 3. Zeilen gütigst zu benachrichtigen, mit was für Gelegenheit ich Dero Küste könnte nach Freyberg abgehen laßen. Vielleicht kann ich mir schmeicheln wenn Dieselben gelegentlich nach Dreßden kommen sollten, daß Sie mir die Ehre Ihres Besuchs schencken möchten, theils um die Dantzischen Mineralien zu besehen, theils auch auf meine kleine Sammlung eine nachsichtsvollen Blick zu werfen. Doch sollte ich mich fast nicht unterstehen einen so großen Kenner auf meine so schlechte Sammlung einzuladen. Indoch mit der Zeit und Unterstüzung guter Freunde könte sie wohl etwas mehr anwachßen.
In Erwartung einer geneigten Antwort habe die Ehre mit möglichster Hochachtung zu seyn,
Euer Hochedelgebohren
gehorsamster Diener,
Johann Carl Schlipalius
Ober Steuer-Canzellist
Dresden,
den 14. Dec.
1781.
P.S. Mein Logis ist auf der Schreiber Gaße, im Pfarr-Wittben Hauße 3. Treppen hoch.

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